Über das Erstellen von Landkarten mit QGIS

Mein erster Blogpost für die alte Homepage des Sardis Verlags war ein  “Making of” für meine Imperium Romanum 211 AD Karte, der damals sogar in Form eines Promo-Posters existierte. Da ich immer mal wieder darauf angesprochen werde, hielt ich für eine gute Idee wieder etwas dazu zu schreiben.

Alle meine Landkarten sind nahezu vollständig mit dem Opensource Geo Informations System QGIS erstellt. Insbesondere für das Sammeln und ermitteln von Koordinaten greife ich auch auf Google Earth Pro zurück.

Der erste und bei weitem langwierigste Schritt ist die Recherchephase um alle benötigten Informationen für eine ihrer Epoche gerecht werdenden Landkarte zu sammeln. Das Studium der Literatur um eine große Wandkarte vollständig zu füllen kann dabei Jahre in Anspruch nehmen.

Wenn erst einmal ein Ort gefunden wurde, den die Karte beinhalten soll, ist es immer noch notwendig dessen genaue Lage zu ermitteln. Während in einigen, meist jüngeren Publikationen, die Geokoordinaten bereits vermerkt sind, müssen diese doch in den allermeisten fällen mit Hilfe von Karten oder Fotos der Stätte bestimmt werden. Dabei kommt Google Earth Pro zum Einsatz. Die darüber abrufbaren Satteliten- und Luftbilder aus verschiedenen Jahren haben sich dafür als immens Wertvoll erwiesen. Außerdem können sie mit der Identifikation alter Flussläufe, Seen, Küstenlinien, der wahrscheinlichsten Route einer Straße zwischen zwei bekannten Punkten oder einfach der Bestimmung den Koordinaten eines bestimmten Punktes in der Landschaft helfen.   

Stätten oder lineare Objekte (wie z.b. Flüsse) die in Google Earth Pro markiert wurden können als .kml Datei exportiert werden, welche in QGIS direkt eingelesen werden können.  

Tell hebua Tjaru

Die archäologischen Stätten Hebua I und II, das altägyptische Tjaru, sowie die Spur eines alten Nilkanals zwischen beiden in Google Earth. 

Im nächsten, zumeist parallel durchgeführten, Schritt geht es an das Erstellen der eigentlichen Landkarte. Nachdem zunächst eine geeignete Projektion gewählt wurde muss ein visuell attraktiver Hintergrund aus modern Geodaten erstellt und dann an den antiken Zustand so gut wie möglich angepasst werden. 

 

Beim Hintergrund meiner Landkarten handelt es sich nicht um ein einzelnes Bild sondern um eine Kombination aus 3+ übereinanderliegenden, mit einander verblendeten Schichten. Die zu Grunde liegenden Geodaten stammen ursprünglich zumeist von Natural Earth und wurden von mir in den letzten acht Jahren zunehmend ergänzt und an die Bedürfnisse meiner Karten angepasst.  

 

An unterster Stelle liegt das als schattenplastisches Relief dargestellte Höhenmodell, eine Rastergrafik in QGIS aus SRTM Daten errechnet. Hierbei handelt es sich um die größte Datei des jeweiligen Projektes und sie werden individuell in der benötigten Auflösung für jeder Karte von mir erstellt.  

Natural Earth bietet auch vorgefertigte Schattenplastiken zum Download an, jedoch war deren Auflösung für meine Projekte zu niedrig. 

Die schattenplastische Geländedarstellung welcher meiner Karte des klassischen Griechenlands zugrunde liegt.

Eine Stufe über dem Relief sitzt die halttransparent eingeblendete, in QGIS farbangepasste Landklassendatei. Für die meisten Karten benutze ich dafür ein georeferenziertes Bild von Natural Earth, bei welchem die Kolorierung den natürlichen Vegetationszonen ohne die menschliche Eingriffe der letzten Jahrtausende entspricht.      

Für meine Karten der Bronzezeit reichte dessen Auflösung jedoch nicht mehr aus. Hier griff ich auf ein höher aufgelöstes Satellitenbild der gesamten Erdoberfläche zurück (Blue Marble, NASA). Nach und nach wird dieses Bild von mir per Graphikprogramm verändert um alle Spuren moderner Aktivität, wie Stauseen oder Städte aus den von der jeweiligen Karte abgedeckten Gebieten zu entfernen. In Schlüsselgebieten, wie dem Niltal oder Mesopotamien, sorgen zusätzlich halbtransparente darüber liegende eingefärbte Vektorflächen für ein gleichmäßigeres Erscheinungsbild. 

 

a) Landclass Datei über dem Geländemodell b) Die Bathymetrie 0 Datei, welche die Küstenlinie definiert, c) Bathymetrie, Landclass und Höhenmodell kombiniert ergeben den Hintergrund für die übrigen Vektor Schichten.

Darüber liegt eine Gruppe von Vektordateien mit Bathymetriedaten. Die unterste mit der Höhe 0 ist dabei vollständig ausgefüllt, ohne jegliche Transparenz, und definiert die Küsten. Ursprünglich stammen diese auch von Natural Earth, würden jedoch von mir im Laufe der Jahre intensiv modifiziert um antike Küstenlinien, zusätzliche Inseln oder akkuratere Formen derselben einzupflegen. Letztendlich liegt darüber eine halbtransparenter Schicht mit der Option "shapeburst fill" um die Küste hervorzuheben und das gewünschte Aussehen zu bekommen. 

Alle anderen topographischen Merkmale, wie Flüsse, Seen, oder Siedlungen liegen als Vektordateien über diesem Untergrund. 

bronze age coastline eastern nile delta

Die Rekonstruktion der spätbronzezeitlichen Küstenlinie nahe der Mündung des modernen Suez Kanals, am Zugang nach Pi-Ramesse. Ungleich dem absinkendem westlichen Delta hat es hier im laufe der letzten 3000 Jahre einen deutlichen Zugewinn an Neuland gegeben.

Nachdem dies getan ist können sämtliche Beschriftungen final platziert werden. Auf meinen Landkarten sind diese auch geographisch fixiert, die Namen von Stämmen oder Regionen erscheinen etwa auf unsichtbaren Vektorketten. Nur Objekte wie die Legende, der Maßstabsbalken oder Titel von Nebenkarten werden erst im QGIS Layout Manager hinzugefügt. Hier wird auch das Format für den jeweiligen Export festgelegt.   

qgis layout manager bronze age map

Die A0 Version meiner Bronzezeit Landkarte im QGIS layout manager.

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